FSV Krostitz gewinnt Derby beim ESV Delitzsch, Trainer dennoch unzufrieden

Der Staffelfavorit findet oft keine Lösungen und muss sich beim 3:0-Sieg vor allem auf Einzelaktionen verlassen. In einer intensiven, aber fairen Partie beklagen die Gäste zwei Verletzte.

Delitzsch. Wer das Derby 3:0 auf des Gegners Platz gewinnt und dennoch mosert, aus dem sprechen auch die eigenen Ansprüche. So verdient der Erfolg des FSV Krostitz beim ESV Delitzsch letztlich gewesen sein mag, mit so viel Fußball-Fronarbeit war er 90 Minuten lang verbunden. In vollendeter Schönheit starb an diesem Freitagabend jedenfalls niemand, dafür blitzten an geeigneter Stelle individuelle Glanzlichter auf.

Von denen mochte sich der Krostitzer Chefkritiker nicht blenden lassen. „Wir haben gerade in der ersten Halbzeit wenig Lösungen gefunden, spielerisch nicht das geboten, was ich mir erhofft hatte“, befand Coach Tobias Heede, um das dicke fette ABER hinterher zu senden. „Aber wir haben die Tore im richtigen Moment gemacht.“ Sein Gegenüber Rico Winkler klang trotz Niederlage ganz anders. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Was wir uns vorgenommen haben, ging gut auf. Krostitz war einfach brutal effektiv – dank seiner individuellen Könner.“

Die Klasse der Einzelnen stand indes schon vor dem Anpfiff fest. Die fast 250 zahlenden Zuschauern sahen auf beiden Seiten enorm viel höherklassige Erfahrung. Hüben Fahrensmänner wie Daniel Bernhardt, Timo Breitkopf oder Philipp Motscha, drüben Mirko Dietrich, Dennis Kummer oder Andreas Luck. Der 36-jährige Ex-Regionalliga-Kicker platzierte den ersten Wirkungstreffer des Abends. Humorlos schraubte Luck einen Freistoß aus sehr grob geschätzten 18 Metern in die Maschen (14.).

Wie im Training besprochen

Dennoch ließ sich Delitzsch nicht aus der Umlaufbahn werfen, rackerte, war körperlich und in den Zweikämpfen ungeheuer präsent. Nur die Abschlusshandlungen blieben eher kümmerlich oder am formidablen FSV-Torwart André Gehmlich hängen. Auf der anderen Seite leuchteten sie immer wieder hell auf, die individuellen Blitzlichter Abendhimmel. Alexander Marzog setzte zu einem Solo an, zog nach Innen, schloss mit links ab und zack stand es 0:2 (34.). „Das habe ich mit ihm im Training im Training so durchgesprochen“, gab Heede hinterher freimütig zu.

Nach dem Wechsel wirkte der ESV zusehends müde. Während Krostitz von seinen für die Landesklasse fast schon überbordenden Möglichkeiten profitierte. So kam Toni Miszler, den viele in der Startelf vermutet hatten, nach gut einer Stunde von der Bank. Acht Minuten nach seiner Einwechslung schloss er den Deckel (71.). Und wie! Im Mittelfeld sprintete Miszler mit Ball allen davon, stand plötzlich gut 20 Meter vor dem Kasten und sein leicht abgefälschter Schuss schlug unhaltbar ein. Das Ding war entschieden. Auch wenn sich die Eisenbahner nach Kräften wehrten, eine Fußspitze oder etwas Glück fehlten irgendwie immer zum Ehrentreffer. Freilich wissen sie am Werkstättenweg auch, dass sie ihre Punkte gegen andere Teams holen müssen. „Wir sind auf einem guten Weg, können dieses Spiel als Basis nehmen. Wir müssen dann nur noch Tore schießen“, sagte Rico Winkler.

Fairness und Verletzte

Die Krostitzer jedenfalls unterstrichen ihre Meisterschaftsambitionen trotz holpriger Passagen. Nachdem sie allerdings drei Wochen lang wegen gleich zweier Spielverlegungen keine Partie absolvieren konnten, war das an einigen Stellen durchaus verständlich.

Übrigens: Lediglich zwei gelbe Karten begleiteten ein zwar intensives, aber faires Derby. Dennoch bissen die Gäste auf zwei bittere Pillen. Dennis Kummer (Innenbandverletzung nach Pressschlag) und Toni Lehmann (Pferdekuss auf den schon lädierten Oberschenkel) mussten angeschlagen vom Platz. Glück im Unglück: Beide sind in den kommenden Wochen mit Hochzeiten und den jeweiligen Folgen, wie Flitterwochen und dergleichen beschäftigt, stünden also ohnehin nicht zur Verfügung. Die individuellen Glanzlichter sind also vorerst anderen vorbehalten.

  • ESV Delitzsch: L. Schulze; Knappe, Seebach, Rast (67. Bachmann), Hauschild (76. Troitzsch), Bernhardt, Kottenhahn, Breitkopf, Gebhardt, S. Dorn, Motscha.
  • FSV Krostitz: Gehmlich; Dietrich, Luck, Quasdorf, Marzog (72. Lehmann/79. Luis), Dennhardt (63. Miszler), Kummer (43. Walther), Fröhlich, Vetterlein, Persdorf, Bettfür.

 

Ein Beitrag von Johannes David; Bilder von Alexander Prautzsch

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