„Unvorhersehbar“ – LVZ Interview über den FSV in der Coronakrise und den anstehenden Stadionumbau

Mitgliederschwund, stockende Zusammenarbeit mit der Gemeinde und nebenbei die Corona-Krise. Seit einem halben Jahr führt ein fünfköpfiges Gremium gemeinsam den FSV Krostitz und musste dabei gleich unter Volllast arbeiten. Das Konstrukt ohne Vorsitzenden, dafür mit einem Beirat in beratender Funktion, habe sich trotz schwieriger Bedingungen sofort bewährt, wie Presseverantwortlicher Thomas Rudolph im Interview erklärt. Und nicht nur das: Auch die Zukunft malt er in rosigen Tönen.

Herr Rudolph, Sie und Ihre Mitstreiter haben unter nicht ganz einfachen Bedingungen den Verein übernommen. Wie hat die Corona-Krise Ihre Arbeit beeinflusst?

Wir sollten die Situation sportlich nehmen, sie ist unvorhersehbar. Wir müssen uns den Bedingungen immer wieder neu anpassen und versuchen, das Beste draus zu machen. Wir haben finanziell keine Einbußen, die Verträge mit den wichtigsten Sponsoren verlängert und wir haben sogar neue hinzugewonnen. So kommen wir gut durch die Krise und stehen als Verein auf sehr stabilen Füßen.

Sie und drei ihre Vorstandskollegen haben mit ihrer Arbeit im Gremium Neuland betreten. Hatten Sie Anlaufschwierigkeiten?

Wir haben uns sehr gut gefunden, alle zwei, drei Wochen gemeinsam hingesetzt, ausgetauscht und verschiedene Projekte angestoßen. Ich bin begeistert von diesem Engagement, wir sind alle positiv verrückt.

Eines dieser Projekte war und ist, die Zusammenarbeit mit der Gemeinde zu verbessern. Was hat sich da getan?

Wir stehen im aktiven Austausch, haben gemeinsam ein Konzept zur Pflege der Sportanlage, Sauberkeit und Ordnung erarbeitet und umgesetzt. Wir haben in mehreren Arbeitseinsätzen ein paar Ecken des Stadions wieder schick gemacht.

Was haben Sie gegen den Mitgliederschwund unternommen?

Wir haben vor Ort die Werbetrommel gerührt. Wir konnten im Nachwuchs die Mannschaften aufstocken. Auch die Spielgemeinschaft mit Rackwitz funktioniert. Zudem haben wir es geschafft, die „Alten Herren“ zum Leben zu erwecken. Für 2021 sind wieder Pflichtfreundschaftsspiele geplant. Ein sehr schöner Schritt.

Wie sind Sie mit der sportlichen Entwicklung zufrieden?

Wir stehen mit der ersten Männermannschaft auf Platz vier und im Pokal-Achtelfinale. Das ist mehr als zufriedenstellend. Auch der große Kader hat sich bewährt. So konnten wir unsere Verletzungsprobleme auffangen. Die zweite Mannschaft hatte ein bisschen Pech, obwohl wir auch da 20 Spieler zur Verfügung haben. Aber mit teilweise acht, neun Ausfällen wird es natürlich schwierig. So waren wir stark gebeutelt und haben nicht das gewünschte Ergebnis erzielt.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Beirat?

Sie hat sich bewährt. Wir gehen viele Projekte mit jugendlichem Enthusiasmus an und holen uns dazu das Feedback der Älteren. Diese Reaktionen haben uns immer wieder sehr geholfen. Zudem haben wir Dinge wie Homepage und Marketing sensationell aufgebaut, die vorher wegen der fehlenden Manpower einfach nicht möglich waren. Ich denke, wir haben den Verein im vergangenen halben Jahr richtig gut nach vorne gebracht.

Nur aus der Neuauflage des Delitzscher Hallencups wird nun coronabedingt vorerst nichts …

Das ist traurig. Vor allem, weil schon so viele Vereine zugesagt hatten. Das zeigt, dass das Interesse an dieser Tradition immer noch groß ist. In diesem Jahr ist es durch den Lockdown leider utopisch. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir wollen das 2021 auf jeden Fall angehen.

Apropos 2021: Was sind die wichtigsten Pläne für das kommende Jahr?

Der Umbau und die Sanierung der Sportanlage, den die Gemeinde dank der Fördergelder realisieren kann, freut uns natürlich sehr, wird aber gleichzeitig für uns eine organisatorische Herausforderung. Wir brauchen etwa ab dem Spätsommer Ausweichquartiere für Trainings- und Spielbetrieb, sind mit unseren Partnervereinen Delitzsch und Eilenburg in sehr guten Gesprächen und werden Lösungen finden. Da ziehen alle am selben Strang.

Und was sind die sportlichen Ziele?

Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann, dass wir im Pokal noch mindestens eine Runde weiterkommen und die Zweite endlich ihre wahre Stärke zeigen kann. In der Jugend wäre es schön, wenn wir perspektivisch eine weitere Großfeldmannschaft ins Rennen schicken könnten. Auch wenn das wohl erst 2022 klappen wird.


Von Johannes David


Thomas Rudolph spielte lange Jahre in der ersten Männermannschaft des FSV. Nach dem Gewinn der Landesklasse-Meisterschaft 2018 beendete er seine aktive Laufbahn. Im Juni wurde er gemeinsam mit Nico Müller, Chris Hobusch, Sascha Quasdorf und Hendrik Müller in den Vorstand des Vereins gewählt. Dem Quintett steht ein Beirat beratend zur Seite. Ihm gehören der langjährige Vereinschef Klaus Müller, Heiko Wittig und Günter Beschnidt an.

Quellenangabe: LVZ Delitzsch-Eilenburg